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Müde ohne Grund – wenn die Erschöpfung leise kommt

Ich muss etwas gestehen:

Ich verstehe einfach nicht, warum so viele Menschen glauben, ihre Erschöpfung ließe sich mit einem Smoothie, einem neuen Kalender oder einem 10-Tage-Detox-Retreat heilen.

Als ob unsere Seele ein Akku wäre, den man nur an die richtige Steckdose hängen muss – und zack, läuft’s wieder.

Dabei ist die Wahrheit unbequem:Wir sind nicht müde, weil wir zu wenig tun.Wir sind müde, weil wir zu viel aufnehmen – ohne dass etwas wirklich ankommt.

Alle reden von Selfcare – aber keiner redet davon, warum so viele von uns morgens aufstehen und schon nicht mehr wollen.


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Wenn wir ehrlich sind – was fühlen wir da eigentlich?

Ist es Müdigkeit? Überforderung? Oder vielleicht einfach dieses vage Gefühl von: Irgendwas stimmt nicht.

Wir funktionieren. Wir sind doch „frei“. Und trotzdem stellen sich so viele von uns – leise oder laut – genau diese Fragen:

  • Was brauche ich wirklich?

  • Ist mein Job das Problem?

  • Oder ist das Problem, dass ich mich darin selbst verliere?

  • Ist das überhaupt noch etwas, das ich ändern kann – oder ist alles längst zu eng gestrickt?

Ich habe mir selbst genau das Leben aufgebaut, das ich wollte.Selbständig, frei, kreativ, tief. Und trotzdem: Plötzlich fühlt es sich wieder an wie ein Hamsterrad.

Wie kann das sein?

Warum tendieren wir immer wieder dazu, uns Systeme zu erschaffen – auch innere – die uns nicht guttun?

Von außen laut – von innen still

Was ich in letzter Zeit immer öfter spüre: Von draußen kommen so viele Stimmen, so viele Stimmungen – und die meisten sind schwer.Die Nachrichten. Die Widersprüche. Die Empörung. Die Angst.Und dazu all die Menschen, die uns erklären wollen, was jetzt die Wahrheit ist.

Ich finde das faszinierend. Ich höre mir viel an. Ich will verstehen.Aber: Beruhigen tut mich das nicht.Entspannen schon gar nicht.

Denn ich bin sehr empfindlich, wenn mir jemand sagen will, was die richtige Wahrheit ist.

Ich kann das kaum ertragen – diese unterschwellige Manipulation, auch wenn sie gut verpackt kommt.Vielleicht liegt es daran, dass ich schon immer sehr genau spüre, ob etwas aus Wahrhaftigkeit kommt – oder aus Taktik.

Selbst im Hypnose-Lernen ging es mir so

Ich erinnere mich gut: Auch als ich Hypnose gelernt habe, war ich innerlich immer wach.Ich habe zugehört, beobachtet, gespürt:Will man mir hier etwas verkaufen – oder ist das, was man mir sagt, echt?Will man mich beeindrucken – oder mir wirklich etwas zeigen?

Ich konnte nur dort lernen, wo ich Vertrauen spürte.Wo ich Raum hatte, selbst zu fühlen.Wo meine eigene Wahrnehmung wichtiger war als das, was jemand vorne sagte.

Vielleicht liegt es nicht an uns. Vielleicht liegt es am System.

Wir leben in einer Welt, die uns einredet, wir müssten uns nur besser organisieren, gesünder essen, positiver denken – und alles wird gut.

Was für ein Unsinn.

Vielleicht ist nicht dein Kalender das Problem, sondern die Tatsache, dass du dir überhaupt einen schreiben musst, um „ausreichend Mensch“ zu sein.Vielleicht ist nicht dein Körper zu schwach, sondern dein Umfeld zu laut.Vielleicht ist nicht dein Mindset falsch, sondern die Welt, in der du dich dafür rechtfertigen musst, dass du einfach mal erschöpft bist.

Müdigkeit ist keine Schwäche. Sie ist ein Symptom von Klarheit.

Müde zu sein heißt oft nicht, dass du versagt hast.Es heißt, dass du nicht mehr bereit bist, dich zu verbiegen.Dass dein Körper und deine Seele nicht mehr mitspielen wollen bei einem Spiel, das dich innerlich auffrisst.

Und ja – manchmal fühlt sich das an wie ein innerer Rückzug.Aber vielleicht ist es in Wahrheit der erste Schritt nach vorn.

Ich glaube nicht ganz an „die“ Wahrheit. Ich glaube an Wahrhaftigkeit.

An das Gefühl: Hier spricht jemand nicht nur aus dem Kopf – sondern aus etwas Tieferem.

Und ich glaube, dass wir dieses Gefühl alle haben.Wir haben es nur überdeckt – mit Argumenten, Überschriften und Stimmen von außen.

Vielleicht ist es genau das, was unsere Zeit jetzt braucht:Menschen, die nicht nur wissen, sondern spüren.Und die den Mut haben, genau das auch auszusprechen – ohne dabei andere kleinzumachen.

Klarheit kommt nicht durch Selbstoptimierung. Sondern durch Ehrlichkeit.

Vielleicht ist die Müdigkeit, die du spürst, kein Hindernis. Vielleicht ist sie der Anfang. Der Moment, in dem du aufhörst, dich anzupassen – und beginnst, dir zuzuhören.

 
 
 

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